Die Funktion unseres Verdauungstraktes ist ein hochkomplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Es müssen dabei mehrere Funktionen wie Kommunikation, Logistik, Verarbeitung, Verpackung, Transport, Grenzkontrolle und Abwehr koordiniert werden. Damit das alles klappt, befinden sich im Bauch fast genauso viele Nervenzellen wie im Gehirn und eine gewaltige Ansammlung von Immunzellen.
Gleichzeitig wird der Verdauungstrakt, insbesondere der Dickdarm, von (idealerweise) mehreren hunderten Bakterienspezies (= Mikrobiom; Gesamtgewicht etwa 2 Kg) bewohnt, ohne die wir sonst nur einen geringen Teil der Nahrung aufschlüsseln könnten. Die Bakterien übernehmen dabei nicht nur einen großen Anteil des Substratabbaus, sondern verhindern das Einwandern von anderen, krankmachenden Erregern und trainieren dabei gleichzeitig noch unser Immunsystem. So wichtig dieses Mikrobiom für uns ist, so wichtig ist es ebenso, dass diese Bakterien „draußen“ bleiben, das heißt, die Darmbarriere nicht überschreiten.
Kommt dieses ausbalancierte System in die Schieflage, kann sich das im wahrsten Sinne des Wortes zu einem „zentralen“ Problem entwickeln. Akute oder chronische Verdauungsbeschwerden, Entzündungen im Verdauungstrakt, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien, bis hin zu Versorgungsengpässen mit Nährstoffen im gesamten Organismus können die Folge sein. Wenn die Nährstoffversorgung leidet, betrifft das den Darm selbst ebenso wie die übrigen Organe, was zu einer weiteren Schwächung des Darms führen kann.
HINTERGRUNDINFORMATION
Studien der letzten Jahre belegen einen stetigen Rückgang der Nährstoffe in Obst und Gemüse. Als Gründe werden CO₂-Belastung, „Auslaugung“ der Böden und vor allem Umweltschäden durch Düngemittel (insbesondere Nitrate und Phosphate), Pestizide und Pflanzenschutzmittel angeführt.
Hinzu kommt, dass Getreide über Jahrzehnte eher hinsichtlich besserer maschineller Verarbeitungskriterien (Teig soll nicht an der Walze kleben, Teig soll gewünschte Eigenschaften haben, z. B. gleichbleibende Größe von Keksen nach dem Backen etc.) gezüchtet wurde und nicht hinsichtlich menschlicher Verdauung, Verträglichkeit und Verwertbarkeit. Neben zu langer Lagerung von Obst und Gemüse, sowie industrieller Weiterverarbeitung, können diese „Neuerungen“ ebenfalls bestehende Nährstoffmängel und Nahrungsmittelintoleranzen erklären.
Bei verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden kann die Ursache im
Verdauungstrakt liegen. Gut bekannt dürfte inzwischen die Unverträglichkeit von
Gluten sein. Die Vermarktung glutenfreier Backwaren scheint sich so lukrativ entwickelt
zu haben, dass das Angebot für glutenfreie Backwaren weit über den
tatsächlichen Bedarf hinausgeht, bedenkt man, dass die Prävalenz für Zöliakie
bei etwa einem Prozent in der Bevölkerung liegt.
Bei den tatsächlich Betroffenen werden bei etwa 40 % keinerlei Magen- oder Darmbeschwerden (Blähungen, Durchfall, Verstopfungen, Bauchschmerzen) verspürt! Stattdessen bestehen z. T. langjährig andere Symptome wie Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, neurologische Probleme, Anämie (Blutarmut) oder Osteoporose.
Bekannt ist auch, dass sich über Darm und Ernährung Erkrankungen wie Gicht, Fettleber, Bluthochdruck und Übergewicht beeinflussen lassen. Auch ein völlig entgleister Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), bei dem die Insulinrezeptoren auch auf Höchstdosen von Insulin nicht mehr ansprechen, kann durch konsequente Ernährung mit langsam abbaubaren Kohlenhydraten („Hafertage“ für 5–7 Tage) wieder in den Griff bekommen werden.
Ein chronisch entzündeter Darm (z. B. Colitis ulcerosa, M. Crohn) führt bei 45 % der Betroffenen aufgrund der Entzündung selbst und durch Verminderung der Fähigkeit Eisen aufnehmen zu können, zu einem Eisenmangel. Gleichzeitig braucht der Darm selbst ausreichend Eisen, damit die Entzündung wieder abheilen kann. Hier kann es sinnvoll sein, wenn man dem Darm und dem gesamten Organismus den benötigten Nährstoff über die Vene zuführt.
Bei einem Reizdarm oder Beschwerden durch Nahrungsmittel induzierte Unverträglichkeiten wie Fruktose-, Histamin- oder Salizylatunverträglichkeit, ergibt es Sinn, die Auslöser zu kennen und (zumindest vorerst) zu vermeiden.
In der ganzheitlichen Therapie ist es daher häufig von zentraler Bedeutung, Darm, Ernährung und mögliche Nährstoffmängel mit einzubeziehen.
Sie haben den Verdacht, dass Ihre Beschwerden mit Ihrer Ernährung in Verbindung stehen und möchten mehr darüber herausfinden? Gerne beraten wir Sie in der Praxis für Biomedizin Dr. Vlasic in Schwetzingen.
Erste Fragen und Antworten finden Sie hier. Darüber hinaus nehmen Sie einfach jederzeit Kontakt mit uns auf.
Bei einem „Leaky Gut“ handelt sich es sich um eine Störung der Schleimhautbarriere des Dünndarms. Dies kann problematisch sein, da in der Folge Erreger und Giftstoffe aus dem Darm direkt in den Blutkreislauf gelangen können. Dies kann schwere Folgen haben und z. B. das Entstehen chronischer Entzündungen fördern.
Eine empfohlene endoskopische Untersuchung des Verdauungstraktes ist diagnostisch gesehen immer ein Informationszugewinn. Durch das geschulte Auge des Untersuchers, sowie histologische und mikrobiologische (Biopsie-)Befunde können Erkrankungen des Darms meist klar diagnostiziert werden. Dies ist natürlich auch wertvoll hinsichtlich einer ganzheitlichen Behandlung oder Mitbehandlung.
Auch wenn sich hierbei „kein wegweisender Befund“ zeigen sollte, ist es weiterhin ein Informationszugewinn, da man einige Krankheiten und deren Ursachen ausschließen kann. Eine rechtzeitig durchgeführte Untersuchung kann bisweilen sogar lebensrettend sein, weshalb die Darmspiegelung seit 2019 auch als Vorsorgeuntersuchung empfohlen wird (Männer ab 50, Frauen ab 55 Jahren)
In der Regel „verschläft“ man die Untersuchung komplett und verspürt keinerlei Schmerzen oder Unannehmlichkeiten.
Wenn unser Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist, kann dies vielerlei Folgen haben.
Dazu gehören beispielsweise Abgeschlagenheit und Schwäche ohne erkennbaren Grund, ein Rückgang der Muskulatur, ein eingeschränkt funktionierendes Immunsystem, Blässe der Haut, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Haarausfall und brüchige Nägel, häufige Krämpfe, Magen-Darm-Beschwerden oder eine Neigung zu depressiven Verstimmungen.
Ist die Darmfunktion gestört, z. B. durch (chronische) Entzündungen oder Unverträglichkeiten, kann auch bei ausreichender Nährstoffzufuhr die Aufnahme im Darm beeinträchtigt sein. Hinzu kommt oft noch eine Beeinträchtigung unseres Mikrobioms, also die Gesamtheit aller Bakterien, die in unserem Darm leben, für uns arbeiten und sich aus etwa 1000 verschiedenen Spezies zusammensetzen (Gesamtgewicht von etwa 2 kg (!) bei einem Erwachsenen).
Die Mayr-Kur ist ein vor mehr als 100 Jahren von F. X. Mayr entwickeltes Konzept, um eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora zu regenerieren.
Wir beraten Sie in unserer Praxis in Schwetzingen gerne zu diesem Ansatz, sodass Sie die Gesundheit Ihres Darms unterstützen können. Bestandteile sind beispielsweise die Einhaltung einer speziellen Diät und die Schulung zum gesundheitsförderlichen Kauen von Nahrungsmitteln.
Ergänzend werden häufig Maßnahmen wie Massagen und aktive Bewegung im Freien genutzt.